Geflochtene Sonnenschirme

Die Anfrage kam per Mail: Zwei Fotos in die Jahre gekommener Sonnenschirme aus Rattan, verbunden mit der Frage, ob ich sowas machen könnte und was es denn kosten würde. Abklärungen per Mail und Telefon ergaben die Skizze einer flachen Pyramide von 150 cm Seitenlänge und 45 cm Höhe und die Auskunft, dass die geflochtenen Objekte mit Kabelbindern auf dem Metallgestell befestigt waren. Die Kosten schienen nicht wirklich eine Rolle zu spielen. Die Kunden wollten das wiederhaben und brauchten bloss eine Schätzung über die Grössenordnung für die Kosten. Den Wunsch konnte ich ihnen erfüllen. Nur das „möglichst bald“ dauerte etwas länger.

Druckimprägnierte Weiden waren für mich bei der Materialwahl gesetzt. Das Rattangeflecht war mit Schienen auf einen Rahmen gewickelt und der Gedanke an 12 Laufmeter Wickelung liess mir die Haare zu Berge stehen. Zudem würde dies auch eine Schwachstelle des ganzen Objektes darstellen. Drum entschied ich mich dafür, den Rahmen sichtbar zu halten und braun imprägnieren zu lassen. Dafür schnitt ich die 20 er Rundstäbe zu, baute den Rahmen zusammen, zerlegte ihn wieder und liess sie erst dann imprägnieren, um einen optimalen Schutz zu erreichen.

Bei der Produktion wurden die Verbindungsstellen der Grundkonstruktion mit selbst gespaltenen Weidenschienen gewickelt. Dann habe ich an der Spitze mit ein paar Fitzen zu flechten begonnen. Auf das erste Zustecken von Stellern flocht ich mit Schichten weiter und bei den Kanten der Pyramide steckte ich fortlaufend neue Stakenpaare zu. Die ersten 60 cm arbeitete ich im Stehen von der Spitze her. Danach schraubte ich die Arbeit auf eine Tragkonstruktion, die ich normal auf dem Flechtbrett fixieren und wie einen Korb drehen konnte. Nach jeder Schicht musste bei den Ecken etwas aufgeschafft werden, damit deren Verlauf zur eckigen Form des Objektes passte. Nach der Abschlusskimme wurden die Stakenpaare unter den Rundstäben durch in einem Kippschlag um die Rundstäbe herum wieder nach oben gezogen und dort zu einem Wurstelrand verflochten. Bei den Ecken liess dieser die hübsche Eckwicklung etwas neckisch hervorgucken.

Den ersten Schirm flocht ich wegen Regen in der Werkstatt, wobei mir die Staken bei jeder Drehung ein etwas von den Regalen wischten. Der zweite entstand dann draussen an einem heissen Sommertag. Die Arbeit war physisch ziemlich anstrengend und kostete gegen Ende des zweiten Schirmes auch noch etwas Nerven, denn ich hatte den Materialbedarf doch etwas sehr genau eingeschätzt. Aber eine Hand voll Weiden blieb dann am Schluss doch noch übrig.

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